Spur 1 Abwasser
Die historische Entwicklung des Schweizer Gewässerschutzes seit 1800
Die Zeitleiste zeigt vier Handlungsstränge aus gesellschaftspolitischer, technischer, ökologischer und Akteurs-Perspektive, welche die Schlüsselelemente im Bereich des Schweizerischen Gewässerschutzes seit 1800 illustrieren. Sie basiert auf Experteninterviews und einer umfassenden Literaturrecherche.
1825-05-01 21:28:58
"Kranke" eutrophierte Seen
Da immer mehr Seen in der Schweiz unter Eutrophierung litten, stieg das gesellschaftliche Bewusstsein für den verschmutzten Zustand der Schweizer Gewässer.
1840-07-01 02:41:23
Verschmutzende Textilindustrie
Mit dem Boom der Seidenproduktion in der Schweiz während der Industrialisierung nahm die Gewässerverschmutzung durch unbehandelte Fabrikabwässer deutlich zu.
1840-10-01 17:53:34
Europäische Hygiene-Bewegung
Die Bewegung setzte sich für verbesserte Hygiene und sanitäre Bedingungen in europäischen Städten ein. Dadurch steigerte sie auch den Reformdruck für den Bau von Abwassersystemen gegen die Ausbreitung von Krankheiten.
1854-01-10 06:22:55
Cholera- und Typhus-Ausbrüche
Während dieser Zeit wurden in Zürich die ersten Ausbrüche von Cholera und später Typhus beobachtet, was auf die zunehmende Bevölkerungsdichte, Armut und sich verschlechternde sanitäre Bedingungen zurückzuführen war. Die Ausbrüche beschleunigten die städtischen Maßnahmen zur Sanierung des bestehenden Abwassersystems (Neumann et al. 2015: 407).
1854-02-28 12:21:48
Erste epidemiologische Studien
Im Widerspruch zu früheren Überzeugungen konnten Ärzte wie John Snow nun den Zusammenhang zwischen verunreinigtem Trinkwasser und der Verbreitung von Krankheiten wie Cholera und später Typhus nachweisen.
1863-01-01 00:00:00
Das Eimer-System in Zürich
1863 wurde nach einer Baureform und einer Typhusepidemie in Zürich das erste Abwassersystem eingeführt: Flüssige Abfälle wurden über die Kanalisation abgeleitet, während fester Abfallschlamm in Eimern gesammelt und als Dünger verwendet wurde.
1864-05-13 06:22:55
Arnold Bürkli als Stadtingenieur
Als Stadtingenieur war Bürkli unter anderem für das Abwassersystem in Zürich verantwortlich und führte somit das Eimer-System ein.
1867-03-01 04:53:48
Einführung der Kloakenreform
Die sogenannte "Kloakenreform" in Zürich wurde von den Bürgern angenommen und autorisierte nun die Installation des Eimer-Systems und der Abwasserkanäle nach A. Bürklis Plänen (Neumann et al. 2015: 407).
1881-03-11 04:53:48
Erstes Zürcher Gewässerschutzgesetz
Nachdem sich die Bewohner ausserhalb Zürichs über die zunehmende Verschmutzung der Limmat beschwerten, wurde das erste kantonale Gesetz gegen Wasserverschmutzung eingeführt. Darin wurde vor allem der Einlass von grösseren Industrieabwässern sowie von gesundheitsschädlichen Substanzen geregelt (Neumann et al. 2015: 409).
1883-10-01 07:51:57
Einflussreiche, bakter-iologische Studien
Bakteriologische Studien dieser Zeit zeigten eine steigende pathogene Verschmutzung der Schweizer Gewässer, welche vor allem auf die Industrialisierung und die Zunahme von Abwässern zurückzuführen ist.
1888-03-01 04:53:48
Gründung der Zürcher Hygiene Vereinigung
1888 wurde die Hygiene-Vereinigung von Zürich als Folge der internationalen Hygiene-Bewegung gegründet und förderte die Weiterentwicklung des Sanitärwesens in Zürich. Ärzte und Fachleute des öffentlichen Gesundheitswesens wurden zu den neuen einflussreichen Akteuren und Meinungsbildnern (Neumann et al. 2015: 408).
1900-05-01 00:26:28
Erneuerung der Abwasserinfrastruktur
Aus Angst vor Krankheiten, Gerüchen und finanziellen Defiziten wurde die bestehende Abwasserinfrastruktur in verschiedenen Städten erneuert, bzw. abgedeckt und in wasserführende Abwasserkanäle umgewandelt.
1917-05-01 00:26:28
Erste Kläranlage der Schweiz
Die erste Kläranlage der Schweiz wurde 1917 in St. Gallen gebaut (Eisner et al. 2003: 89). Für das nächste Jahrzehnt umfasste die Abwasserbehandlung lediglich eine mechanische Behandlungsstufe, bei der feste Abfälle herausgefiltert wurden, die bakteriologische Qualität des Wassers aber nicht wesentlich verbessert wurde (Neumann et al. 2015: 406).